Augen auf beim Welpenkauf!

In unserer digitalen Zeit kaufen wir per Klick schnell und einfach vieles übers Internet. Diese Entwicklung hat auch vor dem Handel mit Tieren nicht haltgemacht. Neben Seiten von professionellen Züchtern, finden sich auf Verkaufsplattformen wie Tutti oder Anibis hunderte Inserate, in denen verschiedenste Tiere zum Verkauf angeboten werden. Ein herziger Rassewelpe, günstig aus Hobbyzucht, mit Kindern und anderen Tieren aufgewachsen, geimpft, gechipt, kerngesund und gut sozialisiert. So und ähnlich werden die zum Verkauf stehenden Welpen angepriesen. Aber Achtung! Der Schein kann trügen!

Illegaler Welpenhandel

Illegaler Welpenhandel ist ein grausames Geschäft. Die Hundewelpen werden unter erbärmlichen Bedingungen in Massenzuchtanlagen (v.a. in Osteuropa) «produziert». Die Würfe werden in finsteren Verschlägen, Kellern oder Schuppen ohne Hygiene und tierärzliche Versorgung aufgezogen. Im Alter von nur wenigen Wochen werden die Welpen viel zu früh von ihren Müttern getrennt, in Kofferräume oder Transportboxen gepfercht und quer durch Europa gekarrt, um in der Schweiz, Deutschland oder Österreich gewinnbringend verkauft zu werden. Oft sind diese Welpen krank, von Parasiten befallen, ungeimpft und haben keine oder gefälschte Ausweis- und Impfdokumente.

Das Leiden der Elterntiere

Die Täter kommen meist davon

Welpen über Online-Kleinanzeigen zu verkaufen ist für Kriminelle äusserts lukrativ. Die steigende Nachfrage nach günstigen, reinrassigen Hunden, kombiniert mit den niedrigen Aufzuchtskosten und der Anonymität des Internets sorgt für hohe Gewinne und ein geringes Risiko erwischt zu werden. Für die Registrierung auf Verkaufsplattformen brauchen die Täter meist nur eine E-mail-Adresse. In ihren Inseraten geben sie sich als liebevolle Hobbyzüchter aus und verschleiern die ausländische Herkunft der Welpen. Nach Abschluss des Verkaufs tauchen sie unerkannt unter.

Lebenslange Konsequenzen für Hunde und ihre Besitzer

Die neuen Hundebesitzer sehen sich beim ersten Tierarztbesuch meist mit hohen Kosten konfrontiert. Oft sind die Welpen krank, ungeimpft und von Parasiten befallen. Ist der vermeintliche «Schnäppchenhund» nicht gegen Tollwut geimpft, muss er sogar in Quarantäne. Und manchmal sind die Welpen so schwer krank, dass sie trotz medizinischer Intensivbehandlung sterben oder eingeschläfert werden müssen.

Welpen, die nachgeimpft und behandelt werden konnten, leiden oft lebenslang unter den Folgen ihrer katastophalen Aufzucht. Da kriminelle Welpenhändler die Elterntiere rein nach optischen Kriterien auswählen, sind rassetypische Erbkrankheiten häufig. Dazu kommen oft bleibende Verhaltensstörungen, da die Welpen viel zu früh von der Mutterhündin getrennt wurden und so die wichtige Sozialisierungsphase verpasst haben. Der lange Transport wirkt zusätzlich traumatisierend, so dass viele Hunde verstört und aggressiv sind.

Indizien für unseriöse Online-Inserate

Grundsätzlich rate ich von einem Welpenkauf via Internet ab. Gemäss Recherchen des Schweizer Tierschutzes in den Jahren 2012-2014 waren 86% der geprüften Online-Inserate unseriös oder fraglich und 3% Betrugsversuche, bei denen gar keine Tiere exisiterten. Nur 11% der Inserate waren seriös! Seit März 2018 wären Kleinanzeigen-Portale aufgrund der Tierschutzverordnung zwar verpflichtet, Name, Adresse und Kontaktdaten des Verkäufers öffentlich zu machen und auch das Herkunftland des Tieres transparent anzugeben, in der Praxis halten sich die meisten Portale aber nicht daran.

Inserate eines Welpenhändlerrings im Oberwallis, der 2017 aufgeflogen ist (Quelle: 1815.ch)

Unseriöse Inserate zu erkennen, ist oft schwierig bis fast unmöglich. Klare Indizien sind Verkäufer, die verschiedene Rassen «im Angebot» haben, Inserattexte die identisch sind oder sich stark ähneln und aus dem Internet kopierte Fotos der Welpen. Schnäppchenpreise sind ebenfalls verdächtig aber ein höherer Preis keine Garantie für einen seriösen Verkäufer. Bietet der Händler an, den Welpen an einen beliebigen Ort zu liefern und stellt seinerseits keine Fragen zum zukünftigen Hundebesitzer, sollten die inneren Alamglocken läuten. Falls es möglich ist, den Welpen zu besuchen, sollte darauf geachtet werden, ob es sich bei der präsentierten Hündin auch wirklich um die Mutter handelt. Hat sie Milch und lässt die Kleinen trinken? Zeigen die Welpen Interesse an der Mutter? Nicht selten werden «Alibi-Mütter» vorgeführt, um die vorgetäuschte Herkunft glaubhaft zu machen. Geschichten von herzzerreissenden Schicksalen werden gerne genutzt, um die Interessenten zu einem Mitleidskauf zu verleiten.

Auch wenn der Welpe noch so niedlich ist, mit jedem gekauften Hund unterstützt man kriminelle Tierhändler und fördert weitere qualvolle Aufzuchten im Ausland!

Sich Zeit nehmen und den richtigen Welpen finden

Wer einen Welpen zu sich nach Hause holen möchte, sollte sich für die Wahl des passenden Hundes unbedingt Zeit nehmen. Es lohnt sich, die Herkunft genau abzuklären und die Züchter kennen zu lernen. Schwere Erbkrankheiten sind bei einer seriösen Zucht selten und die Wahrscheinlichkeit für Verhaltensstörungen wesentlich geringer. Das schont Nerven, Herz und Portemonnaie.

Seriöse Züchter beraten interessierte Hundefreunde gerne. Sie lassen sie ihre Zucht und die Welpen besuchen, auch mehrmals, und drängen nie zum Kauf. Sie stellen ihrerseits viele Fragen zur Arbeits-, Wohn- und Familiensituation der Käufer, weil sie um das Wohl der Welpen besorgt sind und sie nur in die passenden Hände abgeben möchten. Ausserdem sind sie auch nach dem Kauf für die neuen Besitzer da und beraten und unterstützen sie wo nötig.

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